Berner Zeitung: Grossübung im Rosshäusern-Tunnel

Ein stehender Zug, gegen 50 Figuranten und ganz viel Rauch: Am ­Wochenende musste der neue Rosshäuserntunnel den Sicherheitstest bestehen. Zusammen mit rund 130 ­Rettungskräften.

Der Tunnel wird mehr und mehr in Rauch eingehüllt. Im Zug, der in der Hälfte der gut zwei Kilometer langen Röhre endlich bis zum Stillstand abgebremst hat, ist es dunkel und gespenstisch still. Es braucht schon einen zweiten, genauen Blick ins Innere, um zu erkennen, dass hier Menschen sitzen. Sie warten auf Hilfe, ­warten darauf, aus ihrer misslichen Lage befreit zu werden.

Enrique Muñoz García

Draussen nimmt der Rauch stetig zu. Die grünen Lichtbänder, die die Umrisse zur rettenden Türe ins Freie signalisieren, verschwimmen immer mehr. Irgendwann werden sie von blossem Auge nicht mehr sichtbar sein.

Samstagvormittag im neuen Rosshäuserntunnel der BLS an der Linie von Bern nach Kerzers. Noch nehmen die regulären Züge den gewohnten Weg durch den ­alten Tunnel und die Kurven des kleinen Flüelenbachtals. Im neuen Durchstich nebenan herrscht trotzdem schon reger Betrieb. Polizei, Feuerwehr und Sanität üben den Ernstfall. Sie spielen durch, wie sie vorgehen, wenn in Zukunft eine S-Bahn unter Tag stecken bleibt. Und testen zugleich, ob die eingebauten Sicherheitsvorkehrungen auch wirklich funktionieren.

Enrique Muñoz García

Diese Zukunft ist nicht mehr fern. In zwei Wochen will die BLS den gesamten Verkehr durch den neuen Tunnel führen, der nicht nur viel gerader verläuft, sondern dank seines doppelspurigen Ausbaus auch mehr Kapazität bietet und einen stabileren Fahrplan ermöglicht.

Mehr als ein Treppenhaus

Die Figuranten sitzen noch immer in ihren dunklen Abteilen. Sie sind, so das Übungsszenario, mit der S-Bahn von Bern in Richtung Tunnel unterwegs. Noch vor dem Portal bemerkt der Lokführer, dass ein Transformator auf dem Dach explodiert ist und Feuer gefangen hat. Trotz sofortiger Bremsung kommt der Zug nicht vor der Tunnelmitte zu stehen.

Sofort wird die Röhre beidseitig gesperrt. Ein paar Passagiere schaffen es gerade noch, auszusteigen, bevor im Zug die Spannung zusammenbricht, das Licht ausfällt und sich auch die Türen nicht mehr einfach so auf Knopfdruck betätigen lassen.

 

Quelle: Berner Zeitung

 

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